Gewalt gegen Migrantinnen

Restriktive Einwanderungspolitiken und Gesetze verhindern reguläre Migration. Für Frauen, die sich ohne einen sicheren Aufenthaltstitel in Deutschland befinden, besteht aufgrund ihrer aufenthaltsrechtlichen Situation eine größere Wahrscheinlichkeit ausgebeutet zu werden und Gewalterfahrungen zu machen. Leider wird das Thema Gewalt gegen Migrantinnen in der politischen und gesellschaftlichen Debatte oft zum Zweck der Migrationsbeschränkung  instrumentalisiert.

Heiratsmigration

Ein Teil der Klientinnen von Ban Ying e.V. sind Heiratsmigrantinnen. Viele von ihnen willigen in diese Ehen ein, aus Mangel an Alternativen oder in der Hoffnung, dass sie darüber einen (zumindest befristeten) Aufenthaltsstatus in Deutschland bekommen können. Sie wissen in der Regel nicht, dass ein Aufenthaltsstatus, der auf  falschen Angaben basiert, immer sehr riskant ist. Tatsächlich hängt ihre Legalität von der Gunst der Ehemänner ab: eine Meldung an die Ausländerbehörde reicht vollkommen aus, um die Frauen zu illegalisieren - und das auch nach mehreren Jahren in der Ehe. Sie wissen auch nicht, dass die Ehe drei Jahre Bestand haben muss, wenn sie sich nach der Trennung weiterhin legal in Deutschland aufhalten wollen. Grundlage hierfür ist § 31 AufenthaltsG. Wenn die Frauen sich wegen ihrer Ausbeutungs- oder Gewalterfahrungen an die Behörden wenden würden, würde ihre sogenannte "Scheinehe" entdeckt werden und damit die Grundlage ihres Aufenthaltstitels. Daher sind Frauen, die keine andere aufenthaltsrechtliche Perspektive haben, natürlich nicht bereit, gegen die Täter_innen auszusagen.

Bei Razzien fallen die Betroffenen mit den regulären Papieren nicht auf - auch wenn sie Betroffene von Menschenhandel sind. Denn ein Hauptindiz für die Polizei ist in der Regel der fehlende Aufenthaltsstatus. Wünschenswert wäre daher den Schwerpunkt bei Kontrollen auf die Arbeitsbedingungen und nicht auf den Aufenthaltsstatus zu legen.

Die Einreise

Je nach Herkunftsland sind die Einreisewege und die damit verbundenen Mittel der Frauen natürlich unterschiedlich. Während EU-Bürgerinnen völlig problemlos legal einreisen können, versuchen Frauen aus anderen Ländern Mittel- und Osteuropas entweder mit falschen Dokumenten  der neuen EU-Länder einzureisen oder sie begeben sich ohne die notwenigen Dokumente auf die Reise. Denn sie wissen, dass es für mittellose Frauen und Männer nahezu unmöglich ist, ein Schengenvisum zu erhalten. Manchen Frauen ist vor Reiseantritt bewusst, dass sie kein Visum für die Reise haben; andere erfahren es erst im Laufe der Reise.

Dort, wo eine Einreise über den Landweg so gut wie unmöglich ist, (z.B. aus Thailand oder Nigeria) reisen die Frauen meist zunächst legal ein. Um diese Reise zu ermöglichen, brauchen sie allerdings Papiere, Einladungen, etc., was die Einreisekosten in die Höhe treibt. In der Regel reisen sie mit einem Touristenvisum ein, das drei Monate gültig ist. Danach sind sie entweder "illegal" - und somit ähnlich erpressbar wie Frauen, die ganz ohne Dokumente eingereist sind - oder ihnen wird eröffnet, dass sie heiraten können/müssen, um ihren Aufenthalt zumindest zum Schein zu legalisieren.